DISKURS, KUNST UND REVOLUTION

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Sohn von el Comandante Che Guevara war für einige Tage zu Besuch in Graz. Ich gab mir seinen Vortrag und die anschließende Diskussion im Volkshaus. Zu hören waren durchaus interessante Theorien und Abhandlungen zum Begriff der internationalen Solidarität, auch Inside-Berichte und Einschätzungen über die aktuelle Situation auf Kuba sowie über die Transformationen und neuen Herausforderungen am lateinamerikanischen Kontinent. Am Freitag Abend lernte ich bei der Eröffnung seiner Fotoausstellung „Auf den Spuren des Diogenes“ den Künstler Guevara kennen.

Mein Beitrag zur Fotoausstellung „Auf den Spuren des Diogenes“ von Camilo Guevara (InfoGraz):

Nachdem wir am Mittwoch von dem Vortrag und der Diskussion mit Camilo Guevara im Volkshaus berichtet hatten, lernten wir am Freitag Abend bei der Eröffnung der Fotoausstellung „Auf den Spuren des Diogenes“ den Künstler Guevara kennen. Kunst und Politik sind für Guevara nämlich eng miteinander verbunden. „Ein wirklicher Politiker“, so Guevara während der Pressekonferenz, „sollte auch Künstler sein… ,ein sensibler Mensch“. Und genauso wie jeder Politiker nach Guevara für nichts Geringeres als für die Verbesserung der Welt, für „die Gerechte Sache“ kämpfen sollte, so sollte der Künstler mit seinem Schaffen „positive Dinge der Menschheit weiter geben“. Dabei müsse „Denken und Werk kohärent sein“. Guevaras Politik-Begriff ist ein weit gefasster: Er selbst sei kein Politiker, bestimmt nicht im Sinne eines Funktionärs. Viel mehr seien es alle Menschen, die von ihrer Natur her, Politik machen: „Wir alle sind politische Wesen“. Ein Zoon Polition also, wie eine grundlegende Wesensbestimmung des Menschen in der griechischen Antike lautete. Diesem Denken liegt nahe, dass es auch ein griechischer Philosoph war, der für Guevara zur Inspiration wurde: Diogenes nämlich, der fast nackt und ohne Besitz durch die Straßen des antiken Griechenlands zog, mit einer Lampe in der Hand und auf der Suche nach dem Menschlichen und „dem Schlüssel der Entwicklung der Gesellschaft“. Diogenes ist für Guevara „Symbol der Beharlichkeit, des genialen Wahnsinns und des befruchtenden Zynismus, der Hoffnung“. Guevara möchte die Arbeit des Diogenes weiterführen. Die Suche fortsetzen nach der „Perfektion des Menschlichen“, der Verbesserung der Menschheit“. Dabei ersetzte er die Lampe des Diogenes durch eine Lupe, die er vor sein Objektiv hält. Entstanden sind Bilder ausgesprochener Intimität, die selektiv in Bildausschnitt und Tiefenschärfe gerade das Menschliche darstellen. Guevara fotografierte die Augen, die Nasen, die Münder kubanischer Kinder, fokussierte auf ihre Sinnesorgane, zeigt ihren Gemütszustand und damit die Widerspiegelung ihrer Erlebniswelt.

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